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Synonyme: Schwangerschaftsverlauf, normaler Schwangerschaftsverlauf
Als Schwangerschaft wird der Zeitraum bezeichnet, in dem sich im Körper einer Frau nach der Befruchtung einer Eizelle durch eine Samenzelle eines Mannes ein Kind entwickelt. Dieser Zeitraum dauert im Durchschnitt 267 Tage, was etwa den allseits bekannten neun Schwangerschaftsmonaten entspricht. Die Schwangerschaft beginnt mit der Befruchtung einer Eizelle der Frau durch eine Samenzelle des Mannes und endet mit der Geburt des Kindes. Eine Schwangerschaft wird in drei gleich lange Abschnitte eingeteilt. Jeder der drei Abschnitte dauert etwa drei Monate, was je etwa 13 Wochen entspricht. Da es sich um drei Abschnitte handelt, wird jeder Abschnitt als Drittel oder auch als Trimenon bezeichnet.
Die Befruchtung der Eizelle der Frau durch eine Samenzelle des Mannes, die Frühentwicklung und die Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutter der schwangeren Frau, die Feststellung der Schwangerschaft, die Entwicklung des Kindes während der Schwangerschaft, die Anpassung des mütterlichen Organismus an die Schwangerschaft mit den damit verbundenen Schwangerschaftsbeschwerden sowie die Funktionen von Mutterkuchen, Nabelschnur, Fruchtblase und Fruchtwasser werden im Folgenden kurz erklärt und in einzelnen Texten detailliert besprochen.
Beim Eisprung verlässt eine reife Eizelle den Eierstock der Frau und wird vom Fransentrichter des Eileiters aufgefangen. Der Eileiter ist mit Flimmerhärchen und Drüsenzellen ausgekleidet. Durch Muskelkontraktionen, die Bewegung der Härchen und das Drüsensekret wird die Eizelle dann über den Eileiter zur Gebärmutter transportiert. Damit eine Schwangerschaft eintreten kann, muss die Eizelle während dem Transport durch den Eileiter auf Samenzellen eines Mannes treffen und einer Samenzelle muss es gelingen, in die Eizelle einzudringen und diese zu befruchten.
Sobald die Eizelle durch eine Samenzelle befruchtet wurde, beginnt die Frühentwicklung der befruchteten Eizelle noch während ihres Transports durch den Eileiter in die Gebärmutterhöhle. Die befruchtete Eizelle teilt sich etwa 30 Stunden nach der Befruchtung in zwei Zellen, was als 2-Zell-Stadium bezeichnet wird. Beide Zellen teilen sich nochmals in je zwei Zellen, wodurch das sogenannte 4-Zell-Stadium der befruchteten Eizelle entsteht. Nachdem sich alle vier Zellen nochmals in je zwei Zellen geteilt haben, liegt die befruchtete Eizelle im sogenannten 8-Zell-Stadium vor. Durch weitere Zellteilungen entsteht ungefähr vier Tage nach der Befruchtung die sogenannte Morula, ein Zellhaufen aus bis zu 32 Zellen. Etwa fünf Tage nach der Befruchtung besteht der Zellhaufen schon aus bis zu 64 Zellen, lagert Flüssigkeit ein und heisst jetzt Blastozyste.
Die Zellen der Blastozyste beginnen sich entsprechend ihrer späteren Aufgaben zu spezialisieren. So bilden die einen Zellen den Teil, aus dem sich das Kind entwickelt. Dieser Teil wird Embryoblast genannt. Die anderen Zellen bilden das Gewebe, das für die Versorgung des sich entwickelnden Kindes in der Schwangerschaft verantwortlich ist. Dieses Gewebe wird Trophoblast genannt. Aus dem Trophoblasten entstehen der Mutterkuchen, Plazenta genannt, und zwei der drei Eihäute, das Chorion und das Amnion. Die drei Eihäute bilden die Hülle der Fruchtblase, die während der Schwangerschaft mit Fruchtwasser gefüllt ist und das Kind in der Gebärmutter umgibt. Das Amnion ist die innerste Eihaut, sie liegt dem Kind am Nächsten und produziert einen Teil des Fruchtwassers. Das Chorion ist die mittlere Eihaut. Die äusserste Eihaut ist die Dezidua. Sie geht aber nicht aus dem Trophoblasen hervor, sondern ist ein Teil der Gebärmutterschleimhaut, die in etwas anderer Form auch bei nicht schwangeren Frauen vorhanden ist.
Etwa sechs Tage nach der Befruchtung hat die befruchtet Eizelle im Entwicklungsstadium der Blastozyste die Gebärmutter erreicht und nistet sich dort in der Schleimhaut der Gebärmutterhöhle ein. Dabei weicht der Trophoblast der befruchteten Eizelle mit Hilfe von bestimmten Stoffen, sogenannten Enzymen, die Gebärmutterschleimhaut auf, sodass eine Art Höhle entsteht, in der sich die befruchtete Eizelle einnisten kann. Nur wenn dieses Einnisten am richtigen Ort in der Gebärmutter gelingt, ist eine normale Schwangerschaft möglich.
Beim Einnisten verbindet der Trophoblast die befruchtete Eizelle mit der Gebärmutterschleimhaut. Aus dem Trophoblasten entsteht dann am Ort der Einnistung der Mutterkuchen, Plazenta genannt, der die Verbindung zwischen dem Blutkreislauf des Kindes und dem der Mutter darstellt.
Das Einnisten der Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut kann eine leichte Schmierblutung aus der Scheide verursachen, eine sogenannte Einnistungsblutung, die manchmal von der Frau bemerkt wird.
Der Mutterkuchen, in der Fachsprache Plazenta genannt, entsteht am Ort der Einnistung der befruchteten Eizelle, in diesem Stadium Blastozyste genannt, in die Schleimhaut der Gebärmutterhöhle. Der Mutterkuchen entsteht aus dem sogenannten Trophoblasten, das ist ein spezialisierter Teil der Blastozyste. Der Mutterkuchen übernimmt verschiedene Aufgaben während einer Schwangerschaft.
Ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel ist der Mutterkuchen so weit ausgereift, dass er die schwangerschaftserhaltenden Hormone, die eine Schwangerschaft überhaupt erst möglich machen und bis zu diesem Zeitpunkt vom Eierstock produziert wurden, selbst bilden kann. Der Mutterkuchen ist ausserdem die Verbindung zwischen dem Blutkreislauf des Kindes und dem der Mutter. Diese Verbindung dient der Versorgung des Kindes mit Nährstoffen und Sauerstoff. Gleichzeitig werden über diese Verbindung Abfallstoffe, die das Kind bildet, entsorgt. Die Funktion des Mutterkuchens besteht ferner in der sogenannten Plazentaschranke. Dabei stellt der Mutterkuchen eine Filtermembran dar, die trennend zwischen dem mütterlichen und dem kindlichen Blut liegt und den Austausch verschiedener im Blut gelöster Substanzen zwischen dem Blut der Mutter und dem Blut des Kindes ermöglicht oder verhindert. Dazu gehört auch die Übertragung von Abwehrstoffen der Mutter, sogenannten Antikörpern, zum Kind. Die Übertragung mütterlicher Abwehrstoffe ist vor allem deshalb wichtig, da das Kind bis einige Monate nach der Geburt nicht ausreichend eigene Abwehrstoffe bilden kann und auf die Abwehrstoffe, die es von der Mutter erhält, angewiesen ist.
Das Kind ist über die Nabelschnur mit dem Mutterkuchen und damit mit der Mutter verbunden. Die Nabelschnur ist von der innersten der drei Eihäute, dem Amnion, umgeben. Über die Nabelschnur und den Mutterkuchen besteht, wie oben beschrieben, eine Verbindung zwischen dem Blutkreislauf des Kindes und dem der Mutter. Diese Verbindung dient der Versorgung des Kindes mit Nährstoffen und Sauerstoff. Gleichzeitig werden über diese Verbindung Abfallstoffe, die das Kind bildet, entsorgt. Die Nabelschnur enthält in der Regel drei Blutgefässe, nämlich zwei sogenannte Nabelschnurarterien, die kohlendioxidreiches und nährstoffarmes Blut vom Kind zum Mutterkuchen leiten, und eine sogenannte Nabelschnurvene, die sauerstoffreiches und nährstoffreiches Blut vom Mutterkuchen zum Kind leitet.
Während der Schwangerschaft ist das Kind in der Gebärmutter von der Fruchtblase umgeben. Die Fruchtblase ist ein geschlossener Sack, der mit Fruchtwasser gefüllt ist. Die Hülle der Fruchtblase setzt sich aus den drei Eihäuten, dem Amnion, dem Chorion und der Dezidua zusammen.
Die Dezidua ist die äusserste Eihaut. Sie ist gleichzeitig die innerste Schicht der Gebärmutterwand. Sie ist in etwas veränderter Form auch bei Frauen vorhanden, die nicht schwanger sind. Das Chorion ist die mittlere Eihaut. Das Amnion ist die innerste Eihaut, sie liegt dem sich entwickelnden Kind am Nächsten und produziert einen Teil des Fruchtwassers. Den anderen Teil des Fruchtwassers produziert das Kind, indem seine Nieren Urin bilden, den das Kind über die Harnwege in die Fruchthöhle ausscheidet. Dabei macht der Urin mengenmässig den grössten Anteil des Fruchtwassers aus. Damit es nicht plötzlich zu viel Fruchtwasser in der Fruchtblase hat, bildet das Kind eine Art Kreislauf. In dem Kreislauf trinkt das Kind das Fruchtwasser wieder, welches es hergestellt hat.
Im Darm des Kindes wird das Fruchtwasser ins Blut aufgenommen. Mit dem Blut gelangt es in die Nieren und wird dort wieder in Form von Urin ausgeschieden. Auf diese Weise bleibt die Menge an Fruchtwasser immer etwa gleich. Die normale Fruchtwassermenge beträgt in der 10. Schwangerschaftswoche etwa 30 Milliliter, in der 20. Schwangerschaftswoche etwa 350 Milliliter, in der 30. bis 34. Schwangerschaftswoche etwa 1000 Milliliter und zum Zeitpunkt der Geburt etwa 800 Milliliter. Bereits ab der 4. Schwangerschaftswoche umgibt das Fruchtwasser den Embryo vollständig und verhindert damit Verwachsungen des Kindes mit der Innenseite der Fruchtblasenhülle. Das Fruchtwasser dient zudem als Schutzkissen für das Kind, indem es Stösse von aussen abfängt, und ermöglicht dem wachsenden Kind, sich zu bewegen.
Eine weitere Funktion übernimmt das Fruchtwasser in der Eröffnungsphase der Geburt. Es unterstützt die Aufdehnung der Geburtswege. Diese Funktion kann das Fruchtwasser aber nur wahrnehmen, wenn der Blasensprung, bei dem die drei Eihäute zerreissen, noch nicht erfolgt und die Fruchtblase noch intakt ist. Eine ausreichende Fruchtwassermenge ist zudem für die normale Ausreifung der Lungen des ungeborenen Kindes notwendig.
Etwa sechs Tage nach der Befruchtung erreicht die befruchtete Eizelle nach ihrem Transport durch den Eileiter die Gebärmutter und nistet sich dort in der Schleimhaut der Gebärmutterhöhle ein. Die befruchtete Eizelle, in diesem Stadium Blastozyste genannt, besteht aus dem sogenannten Embryoblasten, aus dem sich das Kind entwickelt, und dem das Kind ernährenden Teil, dem Trophoblasten, aus welchem der Mutterkuchen und zwei der drei Eihäute entstehen.
Der Trophoblast beginnt etwa fünf bis acht Tage nach der Befruchtung mit der Produktion des Schwangerschaftshormons Beta-hCG. Dieses Hormon teilt den Eierstöcken und der Hirnanhangdrüse im Gehirn der schwangeren Frau mit, dass die Frau schwanger ist und deshalb in den nächsten Monaten kein weiterer Eisprung stattfinden soll, also keine Eizelle aus den Eierstöcken freigesetzt werden soll. Gleichzeitig bewirkt das Schwangerschaftshormon, dass im Eierstock vermehrt das Hormon Progesteron gebildet wird. Progesteron unterdrückt die monatliche Regelblutung, Menstruation genannt, bei der ein Teil der Gebärmutterschleimhaut aus dem Körper abgestossen wird, wenn sich keine Eizelle eingenistet hat. Würde die Regelblutung nicht verhindert werden, würde die eingenistete Eizelle zusammen mit der Gebärmutterschleimhaut aus dem Körper ausgestossen werden. So ist das Weiterbestehen der Schwangerschaft also nur möglich, wenn keine Regelblutung eintritt.
Durch den Anschluss des Trophoblasten an das mütterliche Blut gelangt das Schwangerschaftshormon Beta-hCG ins Blut der Schwangeren. Über die Nieren der Schwangeren wird das Schwangerschaftshormon dann mit dem Urin ausgeschieden. Das Schwangerschaftshormon Beta-hCG ist im Blut der Schwangeren ab etwa 7 bis 12 Tage nach dem Eisprung nachweisbar und im Urin ab etwa 36 bis 40 Tage seit der letzten Regelblutung. Somit kann ein Arzt schon früh eine Schwangerschaft feststellen, indem er das Schwangerschaftshormon Beta-hCG im Blut der Mutter nachweist. Mit Hilfe eines Schwangerschaftstests, bei dem im Urin gemessen wird, ob das Schwangerschaftshormon Beta-hCG vorhanden ist, kann die Frau zu einem späteren Zeitpunkt selbst eine Schwangerschaft feststellen.
Das erste Schwangerschaftsdrittel wird auch als erstes Trimenon bezeichnet. Es dauert von der 1. bis zur 12. Schwangerschaftswoche, was etwa drei Monaten entspricht. Den Zeitraum bis zur 10. Schwangerschaftswoche bezeichnet man als Embryonalphase. In dieser Zeit wird das sich entwickelnde Kind als Embryo bezeichnet. Ab der 11. Schwangerschaftswoche bis zur Geburt des Kindes spricht man von der Fetalphase. Das Kind im Mutterleib wird während dieser Zeit als Fetus bezeichnet.
Während des ersten Schwangerschaftsmonats finden die Befruchtung der Eizelle der Frau durch eine Samenzelle des Mannes und die Einnistung der befruchteten Eizelle in der Schleimhaut der Gebärmutterhöhle statt. Im zweiten Schwangerschaftsmonat werden alle größeren Organe und Organsysteme des Kindes angelegt. Der Embryo ist deshalb von der 5. bis zur 12. Schwangerschaftswoche in einer höchst empfindlichen Entwicklungsphase, denn eine Schädigung während der Zeit der Entstehung der Organe kann kaum mehr repariert werden. Es bilden sich die Wirbelsäule sowie Anlagen für Kopf, Rumpf, Arme, Beine, Finger, Zehen, Gesichtszüge und innere Organe.
Das erste Fruchtwasser beginnt sich zu bilden. Etwa ab der 8. bis 9. Schwangerschaftswoche, also etwa ab Beginn des dritten Schwangerschaftsmonats, kann der Herzschlag des Kindes im Ultraschall nachgewiesen werden. Ohrmuscheln, Nase, Finger und Zehen sind jetzt ausgebildet. Die Milchzähne werden angelegt. Die Netzhaut des Auges pigmentiert sich, das heisst sie wird farbig. Die Augen sind zunächst offen, die Augenlider bilden sich dann in der 12. Schwangerschaftswoche. Grosse Teile aller Organe des Kindes sind bis zum Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels abgeschlossen.
Das zweite Schwangerschaftsdrittel, zweites Trimenon genannt, dauert von der 13. bis zur 24. Schwangerschaftswoche, was ebenfalls etwa drei Monaten entspricht. Das Kind im Mutterleib wird während dieser Zeit als Fetus bezeichnet.
Im vierten Schwangerschaftsmonat schliessen sich die Augenlider des Kindes und öffnen sich erst drei Monaten später wieder. Das Kind strampelt mit Armen und Beinen, ballt die Hände zu Fäusten und runzelt die Stirn. Es erlernt die Atembewegungen durch Zusammenziehen und Ausdehnen des Zwerchfells und hat Schluckauf. Das Baby trinkt kleine Schlucke Fruchtwasser und erlernt so das Schlucken und Saugen. Speicheldrüsen, Magen, Nieren und Darm arbeiten bereits. Das sogenannte Woll- oder Lanugohaar bildet sich. Es handelt sich dabei um einen Wollhaarflaum, der den Körper des Kindes im Mutterleib bedeckt. Gegen Ende dieses Schwangerschaftsmonats entwickeln sich die Geschlechtsorgane des ungeborenen Kindes.
Im fünften Schwangerschaftsmonat reagiert das Kind im Mutterleib auf optische und akustische äussere Reize, das heisst es kann jetzt sehen und hören. Im sechsten Schwangerschaftsmonat wird die Haut des ungeborenen Kindes von einer schützenden Fettschicht, der sogenannten Käseschmiere, überzogen. Diese ermöglicht später ein leichteres Gleiten des Kindes bei der Geburt durch den Geburtskanal. Die Haare beginnen zu wachsen und die ersten Verknöcherungen des Skeletts zeigen sich. Finger- und Fussnägel sind fast vollständig entwickelt. Spätestens im sechsten Schwangerschaftsmonat kann die werdende Mutter die Bewegungen ihres Kindes spüren
Das dritte Schwangerschaftsdrittel, drittes Trimenon genannt, dauert von der 25. bis zur 40. Schwangerschaftswoche, was etwa drei Monaten entspricht. Das Kind im Mutterleib wird während dieser Zeit als Fetus bezeichnet.
Gegen Ende des siebten Schwangerschaftsmonats öffnen sich die Augenlider des ungeborenen Kindes. Ab etwa der 24. Schwangerschaftswoche kann ein Kind, wenn es zu früh zur Welt kommt, mit Hilfe intensivmedizinischer Massnahmen außerhalb der Gebärmutter überleben. Im achten Schwangerschaftsmonat sind bis auf die Lunge alle Organe fast vollständig entwickelt. Erste Übungswehen der Gebärmutter treten auf. Die Muskulatur der Gebärmutter bereitet sich damit auf die Geburt vor. Im neunten Schwangerschaftsmonat, etwa ab der 35. Schwangerschaftswoche, ist die Reifung der Lungen abgeschlossen. Die meisten Kinder liegen nun in der richtigen Geburtslage, der sogenannten Schädellage, wobei sie mit dem Kopf nach unten ins Becken der Mutter zeigen. Die Gebärmutter senkt sich etwas nach unten. Bewegungen sind dem Kind jetzt nur noch eingeschränkt möglich, weil der Platz in der Gebärmutter knapp wird. Im zehnten Schwangerschaftsmonat, also in den letzten Wochen der Schwangerschaft, ist die Entwicklung des Kindes abgeschlossen, es nimmt nun nur noch an Gewicht zu. Über den Mutterkuchen nimmt es zudem Abwehrstoffe, sogenannte Antikörper, aus dem Blutkreislauf der Mutter auf, die sein Abwehrsystem, das sogenannte Immunsystem braucht, um sich nach der Geburt gegen Krankheitserreger verteidigen zu können, die es aber noch nicht selbst herstellen kann. Die Schwangerschaft wird mit der Geburt des Kindes beendet, die nun unmittelbar bevorsteht.
Der Mutterkuchen stellt Hormone her, mit denen er den Körper und die Psyche der schwangeren Frau so umstellt, dass die schwangere Frau optimal auf die Schwangerschaft und die Bedürfnisse des sich entwickelnden Kindes anpasst ist. Bei einer schwangeren Frau werden die weiblichen Geschlechtsorgane, die Brüste, das Herz-Kreislaufsystem, die Harnwege, die Nieren, die Lunge mit der Atmung, das Verdauungssystem, der Stoffwechsel, das Hormonsystem, das Skelett, das Bindegewebe und die Haut an die Schwangerschaft angepasst. Die meisten Schwangerschaften verlaufen problemlos, sind unkompliziert und werden lediglich von wenigen, wenn auch lästigen Schwangerschaftsbeschwerden begleitet.
Im ersten Schwangerschaftsdrittel stellt sich der Körper der Schwangeren auf die Schwangerschaft ein. Dies ist sehr häufig mit Beschwerden wie morgendlicher Übelkeit, Brechreiz und Schwangerschaftserbrechen verbunden, die durch das Schwangerschaftshormon Beta-hCG ausgelöst werden. Darüber hinaus kommen oft starke Müdigkeit, Heisshungerattacken und Stimmungsschwankungen vor. Die Empfindlichkeit der Brust kann zunehmen, meist einhergehend mit einem Spannungsgefühl der Brüste. Das Dehnen des Halteapparats der Gebärmutter durch die Schwangerschaft führt manchmal zu einem Ziehen in der Leistengegend. Die Blutmenge im mütterlichen Kreislauf erhöht sich, weshalb das Herz der Schwangeren schneller schlägt. Dies setzt wiederum die körperliche Leistungsfähigkeit der Schwangeren herab.
Als Folge der Gefässerweiterungen, die durch die Hormonumstellung verursacht werden, können sogenannte Besenreiser oder Krampfadern auftreten. Gelegentlich kommt es auch zu einem Anschwellen der Nasenschleimhäute mit einerverstopften Nase, Nasenbluten oder Zahnfleischbluten. Das weibliche Sexualhormon Östrogen, das bei einer schwangeren Frau vermehrt hergestellt wird, bewirkt eine vermehrte Flüssigkeitseinlagerung im Gewebe, was sich vor allem in Form von geschwollenen Unterschenkeln zeigt. Das Hormon Progesteron führt zu einem Erschlaffen der Muskulatur. Da davon auch die sogenannte Schliess-Muskulatur der Harnblase betroffen ist, verspüren schwangere Frauen oft einen vermehrten Harndrang. Dies wird durch den erhöhten Stoffwechsel der werdenden Mutter und des sich entwickelnden Kindes mit vermehrter Urinproduktion bei der Frau noch verstärkt.
Im zweiten Schwangerschaftsdrittel beginnt die stabilere Phase der Schwangerschaft. Schwangerschaftsstreifen können aufgrund der Dehnung des Bindegewebes am Bauch durch das grösser werdende Kind auftreten. Die vermehrten Wassereinlagerungen können zur Schwellung von Armen und Beinen sowie Händen und Füßen führen. Veränderungen der Sehschärfe, Rückenschmerzen und Krämpfe in den Beinen können auftreten. Viele Schwangere klagen im zweiten Schwangerschaftsdrittel über Sodbrennen.
Im dritten Schwangerschaftsdrittel können die Wassereinlagerungen in Armen und Beinen weiter zunehmen. Die größer werdende Gebärmutter drückt auf die Lunge und die Verdauungsorgane der werdenden Mutter, die Folge sind Kurzatmigkeit und Verstopfung, die zu sogenannten Hämorrhoiden führen kann. Das zunehmende Gewicht kann Rücken- und Fußschmerzen verursachen. Die grösser gewordenen Brüste beginnen mit der Produktion der Vormilch, des sogenannten Kolostrums. Eventuell sind die Schliessmuskeln nun soweit erschlafft, dass eine Blasenschwäche auftritt. Gegen Ende des neunten Schwangerschaftsmonats senkt sich der Kopf des ungeborenen Kindes in das Becken der Mutter hinein, womit sich auch die Gebärmutter etwas nach unten senkt. Die Atmung fällt der Schwangeren so wieder leichter. Oft treten im neunten Schwangerschaftsmonat Schlafstörungen auf, nicht zuletzt wegen des grossen Bauches und der Nervosität vor der bevorstehenden Geburt.
Autor/in: | Dr. Julia Feucht, Ärztin | |
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Zuletzt geändert: | 05.11.2016 | Zum Seitenanfang |
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